UX-Writing: Eine unverzichtbare Fähigkeit für UX-Designer

UX Writing spielt eine entscheidende Rolle für die User Experience. Das ist wohl mittlerweile den meisten UX-Fachpersonen bewusst.

Doch lohnt es sich für UX-Designer*innen, tiefer in diese Disziplin einzutauchen?

Wir sind überzeugt davon! Jeder Mensch, der im UX-Design tätig ist, braucht mindestens ein solides Grundverständnis von UX-Writing.

Im Folgenden findest du acht Gründe, warum UX-Writing-Fähigkeiten im UX-Design unerlässlich sind.

UX Writing ist hochrelevant für UX-Designer (Quelle: The Gondola)

1. UX-Writing gehört zur täglichen Arbeit im UX-Design

In vielen Teams übernehmen UX- oder UI-Designer*innen auch die Textarbeit.

Laut einer Studie, die wir bei The Gondola durchgeführt haben, sind in 50% der UX-Teams die UX-Designer*innen verantwortlich für die UX-Copy (Zahlen aus der Schweiz). In diesem Fall sind UX-Writing-Kenntnisse für UX-Designer*innen ein Muss! Stell dir vor, ein*e Chirurg*in kann zwar ein Skalpell bedienen, aber nicht nähen - da fehlt einfach was.

In 50% der Fälle sind UX-Designer für die UX-Copy verantwortlich.

Und wenn jemand anderes die UX-Copy macht? z.B. jemand aus der Business Analyse oder der Kommunikation?

Ein Grundverständnis von UX-Writing ist für UX-Designer*innen trotzdem essentiell – denn die Qualitätskontrolle und die Verantwortung für eine gute User Experience bleibt beim UX – und Worte sind ein signifikanter Teil davon.

Nur wenige UX-Teams sind in der privilegierten Situation, die UX-Copy den Spezialisten überlassen zu können. Laut unserer Studie gibt knapp jede fünfte UX-Fachpersonen an, dass bei ihnen dedizierte UX-Writer*innen die Hauptverantwortung für die UX-Copy haben.

Und auch wenn ein UX-Writing-Profi mit an Bord ist – sie sind oft eine rare Ressource, die nicht für jedes Projekt herangezogen werden kann. Und dann liegt es wieder an dir.

2. Worte sind ein zentraler Bestandteil digitaler Interfaces 

Abgesehen von Code, Grafik und interaktiven Elementen – was haben alle digitalen Produkte gemeinsam?

Worte. Jede App oder Website enthält mindestens ein bisschen Text – Von Labels über Anleitungen, Buttons, Fehlermeldungen bis Hinweise. Worte begrüssen uns, wenn wir ein digitales Produkt kennenlernen. Worte erklären uns, wie das digitale Produkt funktioniert und welchen Wert es bietet. Worte begleiten und führen uns an unser Ziel.

Und üblicherweise machen Worte deutlich mehr als “ein bisschen” eines digitalen Interfaces aus. Intercom schaute sich die Worte auf den Startbildschirmen der 25 beliebtesten iOS-Mobile-Apps an. Über ein Drittel des verfügbaren Platzes wird für Worte genutzt!

Worte sind grundlegend wichtig für unsere Erfahrungen mit digitalen Produkten. Entsprechend wichtig ist UX-Writing im UX-Design.

Das Bild zeigt ein digitales Interface, bei dem die visuellen Elemente vorhanden sind, der Text aber fehlt - UX-Writing ist relevant für digitales Design.

Fehlt da nicht was? - Ein digitales Interface ohne Text (Quelle: Screenshot aus unseren Kursunterlagen)

3. UX-Writing erhöht den Geschäftserfolg digitaler Produkte

Gutes UX-Writing führt zu messbaren Erfolgen: Gut verständliche Inhalte führen zu einer höheren Kundenzufriedenheit, stärken die Kundenbindung und verbessern die Conversion-Rates. Eine eingängige Brand Voice differenziert dich am Markt und verwandelt Kunden in Fans.

In unserem UX-Writing-Kurs schauen wir jeweils verschiedene, erfolgreiche Beispiele an, und nehmen sie aus UX-Writing-Sicht unter die Lupe.

  • Kennst du beispielsweise den Million Dollar Button von Airbnb? Eine kleine Textänderung auf dem Button hat der Firma Millionen an Mehrumsatz beschert. 

  • Beim E-Signatur-Unternehmen Skribble, bei dem ich als UX-Writerin tätig war, konnten wir die Conversion Rate einer Landing Page mit etwas UX-Writing um über 50% steigern und die Besucher der Pricing-Seite (die sehr wichtig war für uns) fast verdoppeln.

  • Google konnte das Engagement mit seiner Hotel-Buchungsfunktion um 17% erhöhen, nur indem sie den Titel angepasst haben.

  • Studien haben gezeigt, dass Menschen kollaborativer, produktiver und loyaler sind, wenn sich die Maschine, mit der wir interagieren, menschlich verhält (lies dazu z.B. “The Man Who Lied to His Laptop” von Clifford Nass und Carina Yen). Und es sind die Worte im digitalen Interface, die einem Produkt Menschlichkeit einhauchen.

Mit einer Anpassung des Titels steigerte Google das Engagement mit ihrer Hotel-Buchungsfunktion um 17% (Quelle: Google I/O)

4. KI-generierter Content erfordert klare Anweisungen und enge Kontrolle

Künstliche Intelligenz (KI) ist gekommen, um zu bleiben. Wir beobachten die Auswirkungen auf das UX-Writing sehr eng. Das Potenzial ist riesig! Das Risiko aber auch.

UX-Designer, die wissen, auf was es beim UX-Writing ankommt, können…

  • besser prompten und damit bessere Ergebnisse aus KIs herauskitzeln.

  • die Qualität von KI-generierter UX-Copy beurteilen und entscheiden, wo es “gut genug” ist und wo es zusätzliche Expertise braucht.

  • Brand Voices entwickeln und damit arbeiten – eine hoch relevante Grundlage, um KIs gut zu briefen.

5. Barrierefreiheit wird gesetzlich vorgeschrieben – Worte sind ein wichtiger Teil davon

Am 28. Juni 2025 tritt das Europäische Gesetz des ‘European Accessibility Act’ (EAA) in vollem Umfang in Kraft. Es betrifft unter anderem alle Websites und Apps in den Bereichen E-Commerce, Reisen und Bankwesen.

Wir erwarten einen ähnlichen Impact auf die Arbeit von Unternehmen, wie es die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat – eine nicht mehr wegzudenkende Anforderung im Geschäftsalltag.

Eine klare, zugängliche Sprache ist ein zentraler Bestandteil der digitalen Barrierefreiheit. Als UX-Designer ist es essentiell, dass du nicht nur visuell, sondern auch sprachlich sicherstellen kannst, dass deine Designs allen Nutzenden gerecht werden.

6. UX-Writing reduziert Supportanfragen und ermöglicht rein digitale Customer Journeys

Viele unserer Kunden arbeiten an “low touch” oder “no touch” Customer Journeys – also Produkte und Services, bei denen die Kunden wenig oder keinen Kontakt mit Angestellten des Unternehmens haben. 

Dies wird einerseits vom Markt gefordert – man denke z.B. an E-Banking oder der digitale Schalter bei einer Behörde – rein digitale Angebote sparen Zeit und erleichtern den Alltag.

Andererseits bergen solch digitalisierte Angebote natürlich enormes Potential für Kosteneinsparungen. Und das ist ein Dauerbrenner auf der Prio-Liste im Management.

Doch “low touch” und “no touch” funktionieren nur, wenn die Kundschaft ohne direkte menschliche Hilfe ans Ziel kommt.

Verständliche Texte reduzieren den Bedarf an zusätzlicher Erklärung und Support. Als UX-Fachperson möchtest du, dass deine Designs selbsterklärend sind. Gutes UX-Writing sorgt dafür, dass Nutzer nicht hängen bleiben und der Support weniger Anfragen erhält – was Kosten spart und die Nutzerzufriedenheit weiter steigert.

7. Wettbewerbsvorteil in komplexen Branchen wie Finanz oder IT

In technisch und fachlich komplexen Branchen, wie beispielsweise dem IT, Banken- oder Versicherungswesen, ist UX-Writing der Schlüssel, um Nutzer nicht zu verlieren bzw. um sich zu differenzieren.

Du als UX-Profi kannst mit gutem UX-Writing dafür sorgen, dass auch komplexe Informationen klar und verständlich sind – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Es gibt Anbieter, die haben das begriffen. Ich denke dabei zum Beispiel an Revolut. Und rate, was Revolut kürzlich wieder ausgeschrieben hatte…? Eine Stelle als Senior UX Copywriter.

8. Effizientere Designprozesse und schnellere Markteinführung

Durch die Integration von UX-Writing in den frühen Phasen des Designprozesses werden weniger Korrekturen und Anpassungen nötig. Wenn du UX-Writing beherrschst, vermeidest du unnötige Schleifen und bringst dein Produkt schneller und effizienter auf den Markt.

Du kannst die Content-Perspektive bereits in ganz frühen Phasen der Produktentwicklung einbringen.

  • So werden bereits frühe Prototypen und Wireframes mit guter Copy statt Dummy-Text oder Arbeitstiteln getestet.

  • Der Einfluss von Lokalisierung auf Responsive-Design wird von Anfang an mitgedacht.

  • Du kannst Feedback aus User-Tests, die sich auf die Copy beziehen, klar einordnen und du siehst klare Lösungswege.

Wer UX-Writing früh im Designprozess mitdenkt, beugt Anpassungen und Korrekturen vor (Bildquelle: UX Collective)

Fazit: UX-Writing ist ein Muss

UX-Writing ist längst nicht mehr nur eine Randdisziplin, sondern ein wesentlicher Bestandteil des UX-Prozesses.

Wenn du als UX-Designer das Schreiben von klaren, nutzerzentrierten Texten beherrschst – sei es auch nur die Grundlagen – hast du nicht nur einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt, sondern trägst auch massgeblich zur Optimierung der Benutzererfahrung bei.

Ob es um Geschäftserfolg, Kundenzufriedenheit, Barrierefreiheit oder die Nutzung von KI geht – UX-Writing ist der Schlüssel, um die Nutzererfahrung auf das nächste Level zu heben.

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